INTEGRATION-Programm

Kombinierte Ernährungs- und körperliche Aktivitätsinterventionen während einer onkologischen Therapie

Foto: Michael Wodak

Ausgangslage

Es gibt starke Evidenzen, dass Krebspatienten, die zusätzlich zur onkologischen Systemtherapie eine bedarfsangepasste ernährungstherapeutische Begleittherapie erhalten, hiervon in hohem Maße profitieren. Auch ist hinreichend gesichert, dass eine systematische und individuell gesteuerte Bewegungstherapie - neben der onkologischen Primärtherapie - positive Auswirkungen für die Patienten mit sich bringt. Unter anderem führen beide Begleittherapieformen dazu, dass Therapieziele sicherer erreicht und Nebenwirkungen der Therapie effektiv reduziert werden. Klinische Leitlinien nationaler und internationaler Fachgesellschaften spiegeln diese Beobachtungen wider. Trotzdem fehlen derzeit in den deutschen Versorgungsstrukturen entsprechende Angebote für Krebspatienten, was auch an der fehlenden Vergütung dieser Ansätze liegt.

Zudem gibt es Hinweise, dass sich durch eine Kombination und Integration von ernährungs- und bewegungstherapeutischer Begleitbehandlung synergistische positive Effekte erzielen lassen. Die derzeit verfügbare Datenlage lässt hierzu jedoch noch kein abschließendes Urteil zu. Auch ist noch unklar, wie sich eine kombinierte und integrierte Supportivtherapie in die Versorgungsstruktur onkologischer Zentren im deutschen Gesundheitswesen einbetten lässt.

Hier setzt das INTEGRATION-Programm an: Ziele des Programms sind der Nachweis der Wirksamkeit der multiprofessionellen Versorgung sowie der Aufbau entsprechender funktionierender Versorgungsstrukturen als Vorbild und Grundlage für eine flächendeckende Überführung des kombinierten Versorgungsansatzes in die onkologische Regelversorgung.

Das INTEGRATION-Programm umfasst ein neu entwickeltes Versorgungsprogramm, bei dem Krebspatienten begleitend zur systemischen Erstlinientherapie, von Anfang an und bereits vor Auftreten erster Symptome, eine aufeinander abgestimmte sowie an den jeweiligen individuellen Bedarf angepasste Ernährungs- und Bewegungstherapie erhalten. Mittels einer in das Programm integrierten, prospektiv-randomisierten Studie werden die Effekte der neuartigen Versorgungsform mit der derzeitigen Regelversorgung (Physiotherapie und Ernährungsberatung auf Verordnung und fakultativ) verglichen. Die Bewertung erfolgt hinsichtlich des Versorgungsbedarfs zu Beginn und am Ende der Tumortherapie sowie anhand von Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der Tumortherapie, Therapieadhärenz, medizinische Behandlungskosten und Rehabilitationspotential.

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Patientenseite INTEGRATION.

Teilnehmende Standorte und Konsortialpartner

INTEGRATION ist ein Kooperationsprojekt der Klinik I für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln und folgenden Standorten:

  • Universitätsklinikum Bonn (CIO)
  • Klinikum Bremen-Mitte
  • Uniklinik Freiburg
  • Krankenhaus Nordwest Frankfurt a.M.
  • Uniklinik Halle
  • Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
  • Uniklinik Heidelberg (NCT)
  • Uniklinik Leipzig
  • UKSH Lübeck/Kiel
  • Universitätsklinikum München (CCC)
  • Universität Regensburg

Weitere Konsortialpartner: AOK (Hamburg / Rheinland), DAK

Förderung

Gefördert wird das INTEGRATION-Programm aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit ca. 4,38 Millionen Euro.

Methode

Das Programm wird deutschlandweit in elf Onkologischen Zentren in acht Bundesländern realisiert: Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen und Hessen.

Die Projektlaufzeit beträgt 43 Monate - vom 1.12.2019 bis zum 30.06.2023.

Insgesamt werden 472 Patienten in die Studie eingeschlossen.

Das INTEGTRATION-Programm wird bei erwachsenen Krebspatienten parallel zur onkologischen Erstlinienbehandlung durchgeführt. Je nach randomisierter Zuteilung durchlaufen ambulant behandelte Patienten, die eine onkologische Erstdiagnose erhalten haben, sechs Monate lang  entweder ein bedarfsadaptiertes, kombiniertes Ernährungs- und Bewegungsprogramm oder erhalten Begleittherapien im Rahmen der Regelversorgung. Die Betreuung im INTEGRATION-Programm erfolgt dabei durch geschultes therapeutisches Personal. Ziel der frühzeitigen und kombinierten neuen Versorgungsform ist es, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der onkologischen Therapie rasch zu erkennen und effektiv zu reduzieren.

Evaluation

Im Fokus der im Rahmen des INTEGRATION-Programms durchgeführten Studie steht die Evaluation der Auswirkungen der kombinierten Ernährungs- und Bewegungsintervention auf die Lebensqualität und des individuellen Versorgungsbedarfs der Patienten im Vergleich zur Regelversorgung. Dabei werden folgende Ziele evaluiert:  

  1. Reduzierung des Anteils von Patienten mit erhöhtem Versorgungsbedarf
  2. Verbesserung des Ernährungs- und Bewegungsstatus
  3. Reduzierung der Mortalität und krebsspezifischen Morbidität
  4. Verbesserung der Therapieadhärenz
  5. Verringerung der medizinischen Behandlungskosten
Übertragbarkeit

Bei erfolgreicher Evaluation des INTEGRATION-Programms sollte das Programm problemlos an onkologischen Schwerpunktzentren etablierbar sein. Entscheidend hierfür ist ein geschultes Personal im Hinblick auf die aufeinander abgestimmten bewegungs- und ernährungstherapeutischen Behandlungspfade nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die im Rahmen des INTEGRATION-Programms etabliert und weiterentwickelt werden. 

Projektmanagement

Priv.-Doz. Dr. Freerk Baumann, Projektleiter INTEGRATION und Leiter der Arbeitsgruppe Onkologische Bewegungsmedizin an der Uniklinik Köln, Foto: Uniklinik Köln

Konsortialführung
Universitätsklinikum Köln
Kerpener Str. 62
50937 Köln

Priv.-Doz. Dr. Freerk T. Baumann
Klinik 1 für Innere Medizin
Centrum für Integrierte Onkologie (CIO)

Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian Theurich, Medizinische Klinik und Poliklinik III, CCCLMU, Klinikum der LMU München, Foto: Uniklinik Köln

Studienleitung
Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian Theurich
Medizinische Klinik und Poliklinik III, CCCLMU
Klinikum der LMU München
Ziemssenstr. 1
80336 München

und

Priv.-Doz. Dr. Freerk T. Baumann
Klinik 1 für Innere Medizin
Centrum für Integrierte Onkologie (CIO)
Universitätsklinikum Köln
Kerpener Str. 62
50937 Köln

Projektkoordination
Annika Tomanek
Klinik 1 für Innere Medizin
Centrum für Integrierte Onkologie (CIO)
Universitätsklinikum Köln
Kerpener Str. 62
50937 Köln

Evaluation
Univ.-Prof. Dr. Dr. Michael Leitzmann
Direktor des Instituts für Epidemiologie und Präventivmedizin
Vertretung: Dr. Hansjörg Baurecht
Universität Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg