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21.09.2023 FDA-Zulassung

Innovation beim Multiplen Myelom

Uniklinik Köln beteiligt an internationaler Studie

Priv.-Doz. Dr. Dr. Udo Holtick, Foto: Michael Wodak
Priv.-Doz. Dr. Dr. Udo Holtick, Foto: Michael Wodak

Das Multiple Myelom ist die zweithäufigste hämatologische Krebserkrankung. Ein wichtiger Teil der Behandlungsleitlinie ist eine Hochdosistherapie mit autologer Stammzelltransplantation. Der Erfolg dieser Behandlung hängt von einer ausreichenden Sammlung von Blutstammzellen (hämatopoetischen Stammzellen) des Patienten ab, die das Knochenmark nach der Hochdosis-Chemotherapie wieder aufbauen sollen. Diese Stammzellen werden mittels einer sogenannten Mobilisationsbehandlung aus dem Knochenmark gelöst und können dann aus dem Blut durch eine Stammzellapherese gesammelt werden.

Im Rahmen einer internationalen Studie unter Beteiligung von Forschenden der Uniklinik Köln wurde die neue Substanz Motixafortide – ein CXCR4-Inhibitor – auf seine Wirksamkeit getestet. Motixafortide wurde zusammen mit Filgrastim subkutan verabreicht und konnte die Verankerung der Stammzellen im Knochenmark nachhaltig mit einer einzigen Gabe lösen. Dadurch wurde bei der Mehrheit der Patienten mit multiplem Myelom das optimale Entnahmeziel von ≥ sechs Millionen hämatopoetischen Stammzellen/kg Körpergewicht erreicht (92,5 Prozent gegenüber 26,2 Prozent mit Placebo). Die Ergebnisse der Genesis-Studie wurden im April 2023 im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature Medicine veröffentlicht.

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat nun basierend auf dieser Studie Motixafortide in Kombination mit Filgrastim zur Mobilisierung von hämatopoetischen Stammzellen im peripheren Blut für die Entnahme und anschließende autologe Transplantation bei Patienten mit einem multiplem Myelom zugelassen. Priv.-Doz. Dr. Dr. Udo Holtick, forscht in der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln im Bereich allogene Stammzelltransplantation, CAR-T-Zell-Therapie und multiples Myelom. Er hat als einziges Zentrum in Deutschland in die internationale Studie Patienten eingebracht und freut sich über die Zulassung in den USA: „Etwa 30 bis 40 Prozent der Myelom-Patienten sind sogenannte poor mobilizer, für die es mit Hilfe von CXCR4-Inhibitoren ermöglicht wird, die notwendige Stammzellzahl in einer Leukapherese zu sammeln und die Therapie dann bestmöglich fortsetzen zu können. Motixafortide ist dabei eine Weiterentwicklung mit höherer Wirksamkeit und längerer Wirkdauer, die entsprechend der überzeugenden Ergebnisse in den USA zur Zulassung geführt hat. Motixafortide ist darüber hinaus eine sehr interessante Substanz, die außerhalb der Stammzellmobilisierung auch bei soliden Tumoren getestet wird mit dem Ziel, das Tumorgewebe für Immunzellen und Immunreaktionen zugänglicher und damit immuntherapeutische Ansätze effektiver zu machen.“

Originalpublikation: Crees, Z.D., Rettig, M.P., Jayasinghe, R.G. et al. Motixafortide and G-CSF to mobilize hematopoietic stem cells for autologous transplantation in multiple myeloma: a randomized phase 3 trial. 
Nat Med 29, 869–879 (2023). https://doi.org/10.1038/s41591-023-02273-z